Springe direkt zu Inhalt

OES-Entstehung und Danksagung

OES - Von einer proprietären Lösung zu einer konfigurierbaren und nachnutzbaren Software

Die Entwicklung des Open Encyclopedia System (OES) ist exemplarisch für die Evolution von Forschungssoftware in den Geisteswissenschaften: Die konzeptuelle Grundlagen von OES wurden im Kontext einer spezifischen Online-Enzyklopädie gelegt, die technisch eine Einzellösung darstellte. In einer zweiten Phase wurde darauf aufbauend mit dem OES eine "generische" und wiederverwendbare Softwarelösung entwickelt, die dann in einer dritten Phase entlang der Bedarfe unterschiedlicher Online-Referenzwerke weiterentwickelt und konsolidiert wurde. 

2011-2015: DFG-Projekt "1914-1918-online: Internationale Enzyklopädie zum Ersten Weltkrieg" 

Die Enzyklopädie 1914-1918-Online. International Encyclopedia of the First World War  wurde als eine der ersten Enzyklopädien 2014 rein digital publiziert und setzt bis heute Maßstäbe für Aufbau, Gestaltung und Vernetzung von enzyklopädischen Inhalten im Netz. Hier wurden unter der Projektleitung von Prof. Oliver Janz und Dr. Jennifer Willenberg die wesentlichen Konzepte für eine kollaborative Online-Publikation im Open-Access erarbeitet und umgesetzt sowie Struktur und Zugriffsformen vom analogen in den digitalen Raum übertragen. Für "1914-1918-online" wurde durch CeDiS (PI: Prof. Nicolas Apostolopous; Softwareentwicklung: Ilker Egilmez) eine maßgeschneiderte Softwarelösung entwickelt, die in dem Folgeprojekt durch eine standardisierte Lösung ersetzt wurde.

2016-2020: DFG-Projekt “Von 1914-1918-online zum Open Encyclopedia System"

Aufbauend auf den grundsätzlichen konzeptuellen Überlegungen zu Struktur, Funktionalitäten und Gestaltung von Online-Enzyklopädien wurde im Folgeprojekt Von 1914-1918-online zum Open Encyclopedia System die Software Open Encyclopedia System (OES) als eine standardisierte Plattform zur Erstellung, Publikation und Pflege von wissenschaftlichen Online-Enzyklopädien in den Geistes- und Sozialwissenschaften geschaffen. Als solches fügte OES den Angeboten für elektronisches Publizieren – wie sie mit Open Journal System (OJS) und Open Monographic Press (OMP) für Zeitschriften und Monographien vorlagen – eine Open-Access-Lösung für lemmabasierte Publikationsformate hinzu. Die OES-Software basiert auf dem Open-Source Content Management-System WordPress, übernimmt dessen Systemarchitektur mit der Unterscheidung in Publikations- und Redaktionsumgebung und ist als WordPress-Plugins mit zugehörigen Themes umgesetzt. Der Proof-of-Concept wurde mit dem Compendium heroicum (SFB 948, Universität Freiburg), dem Compendium deutsch-griechischer Verflechtungen (CeMoG, Freie Universität Berlin) und 1914-1918-Online (FMI, Freie Universität Berlin) erbracht. Seit Oktober 2020 – mit Ablauf der Förderung durch die DFG – steht der OES-Code zur Verwendung und Erweiterung durch Dritte unter einer GPLv2-Lizenz auf GitHub zur Verfügung.

Ein besonderer Dank geht an Dr. Georg Feitscher (SFB 948), Dr. Bart Soerthaert (CeMoG) und Dr. Jennifer Willenberg (FMI) für ihre umfassenden Beiträge zur konzeptionellen Entwicklung von OES, und an Ilker Egilmez für die Implementation des OES-Prototypen. Mehr zu den Projektzielen, dem Team und den Ergebnissen finden Sie auf der Seite zu diesem DFG-Projekt.

2020 bis heute: OES-Weiterentwicklung im Rahmen von Projektkooperationen

Ab Herbst 2020 wurde OES im Rahmen der Kooperation mit dem EXC2020 Temporal Communities der OES-Code einem umfassenden re-factoring durch Maren Welterlich-Strobl unterzogen und als OES 1.0 auf GitHub veröffentlicht. Eine ebenfalls auf GitHub publizierte exemplarische OES-Anwendung (OES Demo) illustriert den aktuellen Stand der Entwicklungen und macht die OES-Funktionalitäten anhand fiktiver Daten erfahrbar.

Seit 2020 werden auf Basis von OES 1.0 bzw. späterer Releases verschiedenste lemmabasierte Online-Publikationen realisiert (siehe Anwendungen), meist im Kontext von Projektkooperationen. Zum einen sind dieses Online-Enzyklopädien, Online-Compendien und Online-Lexika mit einem bestimmten fachwissenschaftlichen Hintergrund. Zum anderen wird OES von interdisziplinären Forschungsgruppen zur verbindlichen Klärung und kollaborativen Verschriftlichung, Diskussion und Präsentation der Leitbegriffe eingesetzt. Mit dem Compendium heroicum des SFB 948 und Articulations des EXC "Temporal Communties" wurden Präzedenzfälle für den Einsatz von Online-Referenzwerken in der Verbundforschung geschaffen. ComDeG war die erste OES-Anwendung, die eine zweisprachige Website eingeführt und biografische Daten umfassend genutzt hat, und damit den Umgang mit Mehrsprachigkeit und biografischen Daten in OES mitgeprägt hat. „Articulations“ hat neue Visualisierungsmethoden und ein visuell orientiertes Design in OES eingeführt. Wir sind besonders der Research Area 5 des EXC2020 und Bart Soethaert für die umfangreiche Unterstützung und die konstruktiven und kritischen Beiträge zur Weiterentwicklung von OES dankbar.

Gemeinsam mit den Anwendungspartnern wurde und wird OES kontinuierlich weiterentwickelt und um zahlreiche Funktionalitäten ergänzt, sodass nun neben dem OES-Core zahlreiche OES-Module (Zeitleiste, Karte, Medien, DOI ...) bereitstehen. Weiterentwicklung, Betrieb und Pflege der Software sind durch die Freie Universität Berlin gesichert. Das OES-Team möchte allen Projekten und OES-Nutzer*innen für ihre Mitarbeit an der konzeptionallen Weiterentwicklung von OES und die vielen fruchtbaren Diskussionen danken.

Der Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Community-Building wird seit 2025 im Rahmen unseres DFG-Projekts Aufbau und Verstetigung einer Community für das Open Encyclopedia System (ComOES) ausgebaut. Ziel des Vorhabens ist es, tragfähige Strukturen für den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Anwender*innen von OES in Form einer Community aufzubauen. Im Rahmen des Projektvorhabens werden dazu Prozesse initiiert und strukturiert, über die aus der OES-Nutzer*innengruppe heraus nachhaltige Lösungsansätze für infrastrukturelle Aufgabenstellungen bedarfsorientiert und kollaborativ erarbeitet werden.

In Zukunft

Der Bedarf nach Entwicklung einer gemeinsamen Sprache und Problemsicht und die Notwendigkeit, disziplinspezifische Zugänge explizit zu machen, ist eine spezielle Herausforderung für inter- und transdisziplinäre Arbeitszusammenhänge. Es ist daher davon auszugehen, dass die vermehrt interdisziplinären Vorhaben der Digital Humanities und die Verbundforschung sowie die zunehmende Bedeutung von Open-Access-Publikationsformaten die Nachfrage nach OES weiter befördern werden. Auch erzeugt die Migration von publizierten Online-Referenzwerken in flexibel anpassbare Open-Access-Publikationen weiteren Bedarf. Schließlich kommt der Wissensdokumentation/-sicherung sowie dem Wissenstransfer innerhalb der Forschungsgruppen aber auch in die Öffentlichkeit eine wachsende Bedeutung zu; hier können lemmabasierte Publikationen ein Instrument der Wissenschaftskommunikation darstellen.

Das Open Encyclopedia System wird auch in Zukunft vom OES-Team innerhalb der Abteilung Digitale Forschungsinfrastruktur der FUB-IT betrieben und weiterentwickelt. Der OES-Code und die bei der FUB gehosteten OES-Anwendungen werden langfristig gepflegt und zur Verfügung gestellt.